Pharmakodynamik
Lamotrigin gehört zur Gruppe der Antiepileptika. Lamotrigin inaktiviert spannungskontrollierte Na+-Kanäle, dies verhindert die Auslösung eines Aktionspotenzials, was zu einer Blockade des spannungsabhängigen Ca2+-Kanals vom l-Typ führt. Hierdurch wird die Synthese und Freisetzung von Neurotransmittern reguliert und folglich die basale Neurotransmission moduliert. Es kommt zu einer Modulation der Freisetzung von exzitatorischen Neurotransmittern wie Aspartat und Glutamat. Der Wirkmechanismus bei bipolaren Störungen ist nicht bekannt. [Ref.]
Pharmakokinetik bei Kindern
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5 - 15 mg/l. Lamotrigin wird renal ausgeschieden. [Rademaker 2008]
Halbwertszeit T1/2:
Alter |
T1/2 ohne Kombination mit enzyminduzierenden oder -hemmenden Mitteln |
T1/2 in Kombination mit Enzyminduktoren wie Carbamazepin und Phenytoin |
T1/2 in Kombination mit Valproat |
2 - 26 Monate (n=143) |
38 h |
23 h |
136 h |
26 Monate -12 Jahre |
- |
7 h |
45 - 50 h |
- generell bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen
[Ref.]
Erwachsene
Tmax: 2,5 Stunden
T½: im Mittel etwa 33 Stunden (14 – 103 Stunden) bei Monotherapie
In Kombination mit
- Carbamazepin und Phenytoin T½: 14 Stunden
- Valproinsäure T½: 70 Stunden
Plasmaproteinbindung: 55 %
Bioverfügbarkeit: 98 %
Metabolisierung: Hepatische Metabolisierung durch UDP-Glucuronosyl-Transferasen
[Ref.]
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Epilepsie: Mono- oder Kombinationstherapie ohne Enzymhemmer oder -induktor
- oral
- ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
- ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**
- Epilepsie: Kombination mit Valproinsäure oder anderen Enzymhemmern
- oral
- ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
- ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**
- Epilepsie: Kombination mit Enzyminduktoren
- oral
- ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
- ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**
*nur als Zusatztherapie bei partiellen und generalisierten Anfällen einschließlich tonisch-klonischen Anfällen sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom ODER als Monotherapie bei typischen Absencen
**als Zusatz- oder Monotherapie partieller und generalisierter Anfälle einschließlich tonisch-klonischer Anfälle sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom als Zusatztherapie oder initiales Antiepileptikum
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Kinder im Alter bis zu 1 Monat
Es liegen keine Daten vor.
Kinder unter 2 Jahren
Zur Wirksamkeit und Sicherheit von Lamotrigin als Zusatztherapie partieller Anfälle bei Kindern im Alter von 1 Monat bis 2 Jahren liegen nur begrenzte Daten vor. Deshalb wird Lamotrigin für die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren nicht empfohlen.
[Ref.]
Oral als Zusatztherapie bei partiellen und generalisierten Anfällen einschließlich tonisch-klonischer Anfälle sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom.
Kinder und Jugendliche von 2 bis 12 Jahren
Behandlungsschema |
Wochen 1 + 2 |
Wochen 3 + 4 |
Übliche Erhaltungsdosis |
|
|
|
|
Monotherapie typischer Absencen: |
0,3 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
0,6 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
1 – 15 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,6 mg/kg/Tag erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist, mit einer maximalen Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag. |
Zusatztherapie MIT Valproat (Hemmer der Glucuronidierung von Lamotrigin) |
0,15 mg/kg/Tag* (einmal täglich) |
0,3 mg/kg/Tag (einmal täglich) |
1 – 5 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,3 mg/kg/Tag erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist, wobei die maximale Erhaltungsdosis 200 mg/Tag beträgt. |
Zusatztherapie OHNE Valproat und MIT Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin |
0,6 mg/kg/Tag (aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
1,2 mg/kg/Tag (aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
5 – 15 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 1,2 mg/kg/Tag erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist, wobei die maximale Erhaltungsdosis 400 mg/Tag be- trägt. |
Zusatztherapie OHNE Valproat und OHNE Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin |
0,3 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
0,6 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
1 – 10 mg/kg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,6 mg/kg/Tag erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist, wobei die maximale Erhaltungsdosis 200 mg/Tag beträgt. |
* Die stabilisierende Zieldosis ist abhängig vom klinischen Ansprechen.
* Wenn die berechnete Tagesdosis bei Patienten, die Valproat einnehmen, 1 mg oder mehr, aber weniger als 2 mg beträgt, können die Lamotrigin 2 mg.
[Ref.]
Oral als Zusatz- oder Monotherapie partieller und generalisierter Anfälle einschließlich tonisch-klonischer Anfälle.
oder Anfälle in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom als Zusatztherapie oder als initiales Antiepileptikum
Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene:
Behandlungsschema |
Wochen 1 + 2 |
Wochen 3 + 4 |
Übliche Erhaltungsdosis |
Monotherapie: |
25 mg/Tag (einmal täglich) |
50 mg/Tag (einmal täglich) |
100 – 200 mg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen). Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 50 – 100 mg erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist. Bei einigen Patienten waren 500 mg/Tag erforderlich, um das gewünschte Ansprechen zu erreichen. |
Zusatztherapie MIT Valproat (Hemmer der Glucuronidierung von Lamotrigin) |
12,5 mg/Tag (gegeben wird 25 mg jeden 2. Tag) |
25 mg/Tag (einmal täglich) |
100 – 200 mg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 25 – 50 mg erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist. |
Zusatztherapie OHNE Valproat und MIT Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin (Phenytoin Carbamazepin Phenobarbital Primidon Rifampicin Lopinavir/Ritonavir) |
50 mg/Tag (einmal täglich) |
100 mg/Tag (aufgeteilt in zwei Einzeldosen) |
200 – 400 mg/Tag (aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 100 mg erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist. Bei einigen Patienten waren 700 mg/Tag erforderlich, um das gewünschte Ansprechen zu erreichen. |
Zusatztherapie OHNE Valproat und OHNE Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin |
25 mg/Tag (einmal täglich) |
50 mg/Tag (einmal täglich) |
100 – 200 mg/Tag (einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen) Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen alle ein bis zwei Wochen um maximal 50 – 100 mg erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist. |
[Ref.]
weitere zugelassene Indikationen:
Bipolare Störung – Prävention depressiver Episoden bei Patienten mit Bipolar-I-Störung und überwiegend depressiven Episoden
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Präparate im Handel
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Kautabletten 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Tabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Orale Anwendung
Feste Arzneiformen
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke
|
Problematische Hilfsstoffe |
Aroma |
Anwendungshinweise
|
Lamictal® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten |
2 mgT0,M,S 5 mgT0,M,S 25 mgT0,M,S 50 mgT0,M,S 100 mgT0,M,S 200 mgT0,M,S |
Saccharin |
Schwarze-Johannisbeere |
Entweder kauen, im Ganzen mit etwas Wasser schlucken oder in wenig Wasser (mindestens so viel, dass die ganze Tablette bedeckt ist) auflösen und trinken. |
Lamotrigin-neuraxpharm® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten |
25 mgT2,S 50 mgT2,S 100 mgT4,S 200 mgT4,S |
Saccharin Sorbitol |
Schwarze-Johannisbeere |
Lamotrigin Atid® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten |
25 mgT0,S 50 mgT0,S 100 mgT0,S 200 mgT0,S |
Acesulfam |
Orange |
Lamotrigin STADA® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten |
50 mgT0,M,S 100 mgT0,M,S 200 mgT0,M,S |
Acesulfam |
Orange |
Lamotrigin-TEVA® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten |
100 mg |
Saccharin |
Kirsche |
Lamotrigin HEXAL® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen |
25 mgT0,M,S,So 50 mgT0,M,S,So 100 mgT0,M,S,So 200 mgT0,M,S,So |
Saccharin Sorbitol |
Schwarze-Johannisbeere |
Entweder in wenig Wasser (mindestens so viel, dass die ganze Tablette bedeckt ist) auflösen und trinken oder im Ganzen mit etwas Wasser schlucken. |
Lamotrigin Desitin® |
Tabletten |
50 mgT2,M 100 mgT2,M 200 mgT2,M |
Lactose |
- |
Unzerkaut mit etwas Wasser schlucken. |
Lamotrigin Desitin® quadro |
Tabletten |
100 mgT4,M |
Lactose |
- |
Lamotrigin Aurobindo |
Tabletten |
25 mgT2,M 50 mgT0,M 100 mgT2,M 200 mgT1,M |
Lactose |
- |
Ganze Tablette bzw. Tablettenhälfte unzerkaut und unzerkleinert schlucken. |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T4: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Epilepsie: Mono- oder Kombinationstherapie ohne Enzymhemmer oder -induktor |
- Oral
-
2 Jahre
bis
13 Jahre
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 0,3 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen Woche 3–4: 0,6 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 0,6 mg/kg auf 1–15 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen, max. 200 mg/Tag
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
-
13 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 25 mg/Tag in 1 Dosis Woche 3–4: 50 mg/Tag in 1 Dosis dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 100–200 mg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen.
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
|
Epilepsie: Kombination mit Valproinsäure oder anderen Enzymhemmern |
- Oral
-
2 Jahre
bis
13 Jahre
[1]
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 0,15 mg/kg/Tag in 1 Dosis Woche 3–4: 0,3 mg/kg/Tag in 1 Dosis dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 0,3 mg/kg auf 1–5 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen, max. 200 mg/Tag
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
-
13 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 25 mg alle 2 Tage Woche 3–4: 25 mg/Tag in 1 Dosis dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 100–200 mg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
|
Epilepsie: Kombination mit Enzyminduktoren |
- Oral
-
2 Jahre
bis
13 Jahre
[1]
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 0,6 mg/kg/Tag in 2 Dosen Woche 3–4: 1,2 mg/kg/Tag in 2 Dosen dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 1,2 mg/kg auf 5–15 mg/kg/Tag in 2 Dosen erhöhen, max. 400 mg/Tag
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
-
13 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[7]
- Dosistitration:
Woche 1–2: 50 mg/Tag in 1 Dosis Woche 3–4: 100 mg/Tag in 2 Dosen dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 200–400 mg/Tag in 2 Dosen erhöhen
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Hautausschlag (makulopapulös), Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Agitation, geringes Risiko einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) [Rademaker 2007]. Das Risiko schwerer Hautausschläge ist bei Kindern höher als bei Erwachsenen. Bisher vorliegende Daten aus einer Reihe von Studien lassen bei Kindern auf eine Inzidenz stationär zu behandelnder Hautausschläge von 1 von 300 bis 1 von 100 schließen. [SmPC Lamictal]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Aggressivität, Reizbarkeit
- Kopfschmerzen, Somnolenz, Schwindel, Tremor, Insomnie, Agitiertheit, Ataxie
- Diplopie, Verschwommensehen
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Mundtrockenheit
- Hautausschlag, Alopezie
- Arthralgie
- Müdigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie, Agranulozytose, hämophagozytische Lymphohistiozytose
- aseptische Meningitis
- Leberversagen, Leberfunktionsstörungen
- Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse,
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Aufgrund der Gefahr eines Hautausschlags sollte die Dosierung eingeschlichen werden. Bei Kindern können die ersten Anzeichen eines Hautausschlags mit einer Infektion verwechselt werden. Wenn Kinder in den ersten acht Wochen der Behandlung Symptome von Fieber oder Hautausschlag entwickeln, sollte der Arzt die Möglichkeit einer Reaktion auf das Arzneimittel in Betracht ziehen
Forschungsdaten: Ein Einfluss auf die Entwicklung von Kindern ist nicht bekannt. Aufgrund unzureichender Daten wird die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren bei Epilepsie nicht empfohlen. Bei bipolaren Störungen wird die Anwendung bei Kindern unter 18 Jahren nicht empfohlen, da Lamotrigin in einer randomisierten kontrollierten Studie nicht wirksam war und eine erhöhte Anzahl von Patienten mit Suizidtendenzen auftrat.
Lamotrigin kann das Dravet-Syndrom verschlimmern [Wallace et al. (2016) und Guerrini et al. (1998)].
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Patienten sollten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden.
- Arrhythmogene ST-T Anomalien und typische Brugada-EKG-Muster wurden bei Patienten, welche mit Lamotrigin behandelt wurden, berichtet. Die Anwendung von Lamotrigin sollte bei Patienten mit Brugada-Syndrom sorgfältig abgewogen werden.
- Es gibt Berichte in der Literatur, wonach schwere Krampfanfälle einschließlich eines Status epilepticus zu Rhabdomyolyse, Multiorganversagen und disseminierter intravaskulärer Gerinnung mit gelegentlich tödlichem Ausgang führen können. Ähnliche Fälle sind in Zusammenhang mit der Anwendung von Lamotrigin aufgetreten.
- Möglicherweise kann es zu einer klinisch signifikanten Verschlechterung der Anfallsfrequenz statt zu einer Besserung kommen.
- Myoklonische Anfälle können durch Lamotrigin verstärkt werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
Clozapin |
Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. |
Kombination vermeiden. Ist die gleichzeitige Behandlung unumgänglich, muss das Blutbild besonders engmaschig überwacht werden. |
UDP-/UGT-Inhibitoren, z.B. Valproat |
Hemmung des Metabolismus von Lamotrigin durch UDP-/UGT-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Lamotrigin möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Lamotrigin. |
UDP-/UGT-Induktoren, z.B. Rifampicin, andere Antiepileptika (z.B. Phenytoin, Carbamazepin), orale Kontrazeptive (z.B. Ethinylestradiol, Levonorgestrel), HIV-Proteaseinhibitoren (z.B. Lopinavir, Ritonavir) |
Steigerung des Metabolismus von Lamotrigin durch UDP-/UGT-Inhibition. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Lamotrigin möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Lamotrigin. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
ANTIEPILEPTIKA
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Barbiturate und Derivate |
|
|
N03AA02
|
|
|
N03AA03
|
Hydantoin-Derivate |
|
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N03AB02
|
Succinimid-Derivate |
|
|
N03AD01
|
Benzodiazepin-Derivate |
|
|
N03AE01
|
Carboxamid-Derivate |
|
|
N03AF01
|
|
|
N03AF02
|
|
|
N03AF03
|
Fettsäure-Derivate |
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Valproinsäure
Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®, Depakine; Syn: Natriumvalproat
|
N03AG01
|
|
|
N03AG04
|
Andere Antiepileptika |
|
|
N03AX23
|
|
|
N03AX24
|
|
|
N03AX10
|
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|
N03AX26
|
|
|
N03AX12
|
|
|
N03AX18
|
|
|
N03AX14
|
|
|
N03AX22
|
|
|
N03AX16
|
|
|
N03AX17
|
|
|
N03AX03
|
|
|
N03AX11
|
|
|
N03AX15
|
Referenzen
-
Werkgroep Richtlijnen Epilepsie [Arbeitsgruppe Richtlinie Epilepsie], Epilepsie. Richtlijnen voor diagnostiek en behandeling [Epilepsie. Richtlinien für Diagnose und Behandlung] , überarbeitete, zweite Version, Januar 2006
-
GlaxoSmithKline BV, SPC Lamictal (RVG 19115, 19116, 19117) 08-03-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
-
Gerlach M, Mehler-Wex C, Walitza S, Warnke A, Wewetzer C., Neuro-/Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Therapie. , Springer-Verlag Berlin Heidelberg , 2016, 3.Auflage, 368
-
Wallace A,, Pharmacotherapy for Dravet Syndrome, Paediatr Drugs, 2016, Jun;18(3), 197-208
-
Guerrini R. et al, Antiepileptic Drug-Induced Worsening of Seizures in Children, Epilepsia, 1998, 39(Suppl. 3), SZ-SIO
-
Gerlach M, Mehler-Wex C, Walitza S, Warnke A, Wewetzer C., Neuro-/Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Therapie. , Springer-Verlag Berlin Heidelberg , 2016, 3.Auflage, 368
-
GlaxoSmithKline, SmPC Lamictal® 2 mg/5 mg/25 mg/50 mg/100 mg/200 mg Kautabletten bzw. Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (49825.00.00), 07/2019
-
Aurobindo, SmPC Lamotrigin 25 mg Tabletten (71092.00.00), 10/2018
-
Aurobindo, SmPC Lamotrigin 50 mg Tabletten (71093.00.00), 10/2018
-
Aurobindo, SmPC Lamotrigin 100 mg Tabletten (71094.00.00), 10/2018
-
Aurobindo, SmPC Lamotrigin 200 mg Tabletten (71095.00.00), 07/2019
-
neuraxpharm, SmPC Lamotrigin neuraxpharm® 25 mg/ 50 mg/ 100 mg/200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (58097.00.00), 11/2018
-
Dexcel, SmPC Lamotrigin Atid® 25 mg/ 50 mg/ 100 mg/ 200 mg Kautabletten bzw. Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (57309.01.00), 09/2019
-
STADAPHARM, SmPC Lamotrigin STADA® 50 mg/100 mg/200 mg Tabletten (57314.02.00), 09/2018
-
Teva, SmPC Lamotrigin-TEVA® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (64912.00.00), 05/2019
-
Hexal, SmPC Lamotrigin HEXAL® 25 mg/50 mg/100 mg/200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (61593.01.00), 09/2019
-
Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® 50 mg/200 mg Tabletten (861473.01.00), 09/2020
-
Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® 100 mg Tabletten (64227.00.00), 09/2020
-
Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® quadro 100 mg Tabletten (61473.02.00), 11/2018
-
Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, aufgerufen 01/2021
-
Hexal, Sondenbogen Lamotrigin HEXAL® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen, aufgerufen 01/2021
Änderungsverzeichnis
- 08 April 2021 15:44: Neuer Warnhinweis hinzugefügt
- 30 März 2021 10:08: Altersgrenze angepasst (13 statt 12 Jahre) gemäß SmPC
- 15 Januar 2021 15:30: Aktualisierung und neue Recherche zu Präparaten im Handel, unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen
- 04 Dezember 2020 13:49: Neue Informationen zu Nebenwirkungen und Warnhinweisen: Es wurde u.a. der Hinweis auf ein erhöhtes Risiko des Auftretens eines Hautausschlags bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen aufgenommen.
- 04 Dezember 2020 13:49: Es wurden Informationen zum Zulassungsstatus und den verfügbaren Präparaten hinzugefügt.
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Es wurde die akute Einnahme von Dosen, die mehr als das 10- bis 20-Fache der maximalen therapeutischen Dosis betrugen, berichtet; darunter waren auch Todesfälle
- Symptome:
- Nystagmus, Ataxie, Bewusstseinsstörungen, Grand-Mal-Anfällen und Koma.
- Eine Verbreiterung des QRS-Komplexes (intraventrikuläre Reizleitungsverzögerung) wurde auch bei Patienten mit Überdosis beobachtet. Verlängerungen der QRS-Dauer auf über 100 Millisekunden (ms) können mit einer schwereren Toxizität in Verbindung gebracht werden.
- Therapie:
- Stationäre Überwachung mit allgemein unterstützenden Maßnahmen.
- Falls indiziert, sollte eine Behandlung zur Verringerung der Resorption (Aktivkohle) durchgeführt werden.
- Die weitere Behandlung sollte den klinischen Erfordernissen entsprechend erfolgen.
- Zur Hämodialyse als Therapiemaßnahme bei Überdosierung liegen keine Erfahrungen vor. Bei 6 Probanden mit Niereninsuffizienz wurden 20 % des Lamotrigins während einer 4-stündigen Hämodialyse aus dem Körper entfernt.
[Ref.]