Diphenhydramin blockiert als Antihistaminikum kompetitiv und reversibel die Wirkungen endogenen Histamins an den H1-Rezeptoren. Zu weiteren Wirkungen gehören sedative, anticholinerge (antimuskarinerge) und lokalanästhetische Effekte, weswegen der Wirkstoff sowohl als Sedativum als auch als Antiemetikum eingesetzt wird.
Die ZNS-Wirkung wird bei therapeutischer Dosierung in der Regel durch die dämpfenden Effekte bestimmt. Bei hohen Dosen können aber auch die (paradoxen) stimulierenden Wirkungen überwiegen. [Ref.]
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Tabletten 50 mg
überzogene Tabletten (Dragee) 25 mg
Rektalkapseln 20 mg, 50 mg (dauerhafte Vertriebseinstellung)
Allgemein
Orale Anwendung
Tabletten
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparate | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis |
Altersangabe |
Emesan® Tabletten | 50 mgT2 | Lactose | Die Tabletten sollten unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen und rasch hinuntergeschluckt werden. So lässt sich eine Entfaltung des produktspezifischen Eigengeschmacks im Mund vermeiden. | ab 6 Jahren |
T2: teilbar in 2 gleiche Dosen
Rektale Anwendung
Rektalkapseln
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparate | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis |
Altersangabe |
Emesan® K Kinderzäpfchen aV | 20 mgT0 | Sojaöl, Phospholipide aus Sojabohnen, Macrogolglycerolricinoleat | Die Rektalkapseln müssen mit dem dicken Ende voraus in den Mastdarm eingeführt werden (evtl. nach leichtem Anfeuchten mit etwas Wasser). Dadurch gleiten die Rektalkapseln leichter in den Darm und ein unerwünschtes Herausgleiten kann so verhindert werden. | ≥1 Jahr und ≥8 kg KG |
aV: außer Vertrieb
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Behandlung einer banalen Gastroenteritis |
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Prophylaxe und symptomatische Therapie von Übelkeit und Erbrechen, insbesondere von Kinetosen |
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Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Sehr selten, besonders bei Kindern: paradoxe Reaktionen in Form zentraler Erregung wie Unruhe, Reizbarkeit, Angst und Tremor.
Sehr häufig (>10 %): Somnolenz, Benommenheit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Muskelschwäche
Häufig (1-10 %): Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), anticholinerge Effekte (Mundtrockenheit, Tachykardie, Obstipation, gastroösophagealer Reflux, Sehstörungen, Miktionsstörungen)
Häufigkeit nicht bekannt: Verlängerung des QT-Intervalls, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut, Änderungen des Blutbildes, Erhöhung des Augeninnendruckes, Leberfunktionsstörungen (cholestatischer Ikterus) und paradoxe Reaktionen (Ruhelosigkeit, Nervosität, Erregung, Angstzustände, Zittern, Schlafstörungen), Medikamentenabhängigkeit
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Studien haben gezeigt, dass die Gabe von Dimenhydrinat/Diphenhydramin an Säuglinge und Kleinkinder zur Behandlung einer banalen Gastroenteritis keinen Vorteil im Vergleich zu einer alleinigen Substitution mit Flüssigkeit und Elektrolyten zeigt. Vor dem Hintergrund eines gehäuften Auftretens von schwerwiegenden Nebenwirkungen bei Kindern bis drei Jahren in dieser Indikation soll Dimenhydrinat/Diphenhydramin nicht zur Behandlung einer banalen Gastroenteritis eingesetzt werden.
Da Dimenhydrinat/Diphenhydramin besonders bei Kleinkindern einen Krampfanfall auslösen kann und diese Patientengruppe ebenfalls zu Fieberkrämpfen neigt, sollte Dimenhydrinat/Diphenhydramin nicht bei fieberhaften Infekten gegeben werden.
Die Indikation ist bei Kindern bis 3 Jahren streng zu stellen. Die empfohlene Höchstdosis darf bei dieser Altersgruppe auf keinen Fall überschritten werden.
Insbesondere bei Kleinkindern können nach Diphenhydramin auch paradoxe Reaktionen (Unruhe, Erregung, Angstzustände) auftreten. Deshalb ist bei dieser Altersgruppe besondere Vorsicht erforderlich und zurückhaltend zu dosieren. Auch geschwächte Kinder und Kinder mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion sollten reduzierte Dosen erhalten. [SmPC Emesan® K Kinderzäpfchen]
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Monoaminooxidase-Hemmer (z.B. Linezolid, Selegilin) | Das Risiko für additive anticholinerge Effekte ist erhöht. Risiko für UAW erhöht. | Kombination kontraindiziert. |
Alkohol | Veränderung/Verstärkung der Wirkung von Diphenhydramin möglich. | Kombination kontraindiziert. |
QT-Zeit verlängernde Arzneimittel | Additive (QT verlängernde/sedative) Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien/Nebenwirkungen. | Kombination kontraindiziert. Falls Kombination nicht vermieden werden kann, genaue Überwachung des QT-Intervalls empfohlen. |
Anticholinerge Arzneimittel | Verstärkte anticholinerge Effekte möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination nicht vermieden werden kann, Überwachung von peripheren und zentralen anticholinergen Effekten empfohlen. |
Bupropion | Erhöhtes Risiko für Krampfanfälle durch additive Effekte. | Kombination vermeiden. |
Blutdrucksenkende Arzneimittel (z.B. Metoprolol) | Die Plasmakonzentration der blutdrucksenkenden Arzneimittel kann erhöht sein. Risiko für UAW erhöht. | Bei dauerhafter Verabreichung von Dimenhydrinat sollte das Ansprechen auf die blutdrucksenkenden Mittel überwacht und ggf. die Dosis reduziert werden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Aminoalkylether | ||
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Tavegil®
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R06AA04 | |
Vomex A®, Vertigo-Vomex®, Vomacur®, Superpep®, Rodavan S®, RubieMen®, Reisegold®
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R06AA52 |
Substituierte Alkylamine | ||
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Fenistil®
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R06AB03 |
Phenothiazin-Derivate | ||
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Atosil®, Proneurin®
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R06AD02 |
Piperazin-Derivate | ||
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Cetidex®, Reactine®, Zyrtex®
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R06AE07 | |
Xusal®
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R06AE09 |
Andere Antihistaminika zur systemischen Anwendung | ||
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Aerius®
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R06AX27 | |
Lorano®
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R06AX13 |
Überdosierung mit Diphenhydraminhydrochlorid kann insbesondere bei Kindern unter 3 Jahren lebensbedrohlich sein und muss deshalb insbesondere in dieser Altersgruppe unter allen Umständen vermieden werden. Es dürfen nicht mehr als 3 mg/kg KG/24 Stunden gegeben werden.
Symptome:
ZNS Beeinträchtigungen (Bewusstseinstrübung bis zum Koma, Atemdepression bis Atemstillstand, Angstzustände, Halluzinationen, Erregungszustände, bis zu Krampfanfällen)
gesteigerte Muskelreflexe mit teilweise choreatischen Bewegungsmustern
Herz-Kreislauf-Symptome (Tachykardie, Herzrhythmusstörungen wie QT-Intervallverlängerung, wobei Torsades de Pointes nicht ausgeschlossen werden können, Schock, Kreislaufstillstand)
Insbesondere bei Kindern können die erregenden ZNS-Effekte im Vordergrund stehen.
anticholinerge Symptome (Fieber, trockene Schleimhäute, Mydriasis, Obstipation, Oligurie, Anurie und eine metabolische Azidose)
Therapie:
intensivmedizinische Behandlung
symptomatisch (künstliche Beatmung, äußere Kühlung bei Hyperthermie)
Volumensubstitution, Antikonvulsiva, gefäßverengende Medikamente (kein Adrenalin!) und ggf. Antiarrhythmika, bei kardialen Komplikationen u. U. Natriumhydrogencarbonat bzw. -lactat
Bei schweren Vergiftungen (Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen) bzw. Auftreten eines anticholinergen Syndroms steht zur Anwendung unter intensivmedizinischen Bedingungen (EKG-Kontrolle!) als Antidot Physostigminsalicylat zur Verfügung.