Pharmakodynamik
Carglumsäure wird zur Prävention von Hyperammonämie-bedingten neurologischen Schäden aufgrund eines N-Acetyl-Glutamat-Synthetase (NAGS)-Mangels eingesetzt. Carglumsäure ist ein strukturelles Analogon von N-Acetylglutamat (NAG), dem Co-Aktivator des Enzyms Carbamoylphosphat-Synthetase I (CPS). CPS ist bei der Entgiftung bzw. Umwandlung von Ammoniak zu Harnstoff (Harnstoffzyklus) beteiligt.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Hyperammonämie aufgrund eines N-Acetylglutamat-Synthase (NAGS)-Mangels oder organischer Azidämien (Isovalerianazidämie, Methylmalonazidämie, Propionazidämie)
- oral
- ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur Behandlung einer Hyperammonämie aufgrund eines primären N-Acetylglutamatsynthase-Mangels
Kinder ab dem ersten Lebenstag:
- Die tägliche Anfangsdosis sollte 100 mg/kg bis zu 250 mg/kg in zwei bis vier Dosen betragen.
- Die tägliche Dosis beträgt 10 mg/kg bis zu 100 mg/kg in zwei bis vier Dosen.
- Die Dosis sollte dann individuell angepasst werden, um normale Ammoniakkonzentrationen im Plasma aufrechtzuerhalten.
- Langfristig ist es möglicherweise nicht notwendig, die Dosis entsprechend dem Körpergewicht zu erhöhen, solange eine entsprechende Stoffwechselkontrolle erreicht wird.
Carglumsäure Reaktionstest
-
- Es wird empfohlen, die Reaktion des einzelnen Patienten auf Carglumsäure zu testen, bevor eine langfristige Behandlung eingeleitet wird.
- Bei einem komatösen Kind sollte mit einer Dosis von 100 bis 250 mg/kg/Tag begonnen und die Ammoniakkonzentration im Plasma mindestens vor jeder Gabe überprüft werden; sie sollte sich innerhalb einiger Stunden nach Beginn der Anwendung von Carglumsäure normalisiert haben.
- Bei einem Patienten mit einer mäßigen Hyperammonämie sollte 3 Tage eine Testdosis von 100 bis 200 mg/kg/Tag mit einer konstanten Proteinaufnahme gegeben und wiederholte Bestimmungen des Ammoniakgehalts im Blut durchgeführt werden (vor und 1 Stunde nach einer Mahlzeit)
Oral zur Behandlung einer Hyperammonämie aufgrund einer Isovalerianazidämie, Methylmalonazidämie oder Propionazidämie
- Die initiale Tagesdosis sollte 100 mg/kg, bei Bedarf bis zu 250 mg/kg in zwei bis vier Dosen betragen.
- Danach sollte die Dosis individuell angepasst werden, um normale Ammoniakkonzentrationen im Plasma aufrechtzuerhalten
[Ref.]
Präparate im Handel
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 200 mg
Allgemein
Carbaglu® wurde als Arzneimittel für seltene Erkrankungen („Orphan-Arzneimittel“) zugelassen.
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke als Carglumsäure
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Problematische Hilfsstoffe |
Carbaglu® |
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen |
200 mgT4,S |
- |
T4: teilbar in vier gleiche Dosen, S: suspendierbar
Die Fachinformation wurde am 26.02.2021 aufgerufen.
Anwendungshinweise:
- Ausschließlich zur oralen Anwendung.
- Auflösen der Tabletten in mindestens 5-10 ml Wasser direkt vor der Verabreichung.
- Verabreichung vor den Mahlzeiten bzw. vor dem Füttern.
- Schlucken oder bei Bedarf über eine Nasensonde unter Verwendung einer Spritze (mittels schnellem Stoß).
- Der Geschmack der Suspension ist leicht sauer.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Hyperammonämie aufgrund eines N-Acetylglutamat-Synthase(NAGS)-Mangels oder organischer Azidämien (Isovalerianazidämie, Methylmalonazidämie, Propionazidämie); CPS |
- Oral
-
Neugeborene
[1]
[2]
[3]
- Initialdosis:
100
- 250
mg/kg/Tag
in 2
- 4
Dosen.
- Erhaltungsdosis:
Dosis individuell anpassen, um normale Ammoniakkonzentrationen im Plasma aufrechtzuerhalten. Die tägliche Dosis beträgt
10
- 100
mg/kg/Tag
in 2
- 4
Dosen.
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[3]
[4]
- Initialdosis:
100
- 250
mg/kg/Tag
in 2
- 4
Dosen.
- Erhaltungsdosis:
Dosis individuell anpassen, um normale Ammoniakkonzentrationen im Plasma aufrechtzuerhalten. Die tägliche Dosis beträgt
10
- 100
mg/kg/Tag
in 2
- 4
Dosen.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- erhöhte Transaminasewerte, verstärktes Schwitzen
- Bradykardie
- Durchfall, Erbrechen
- Pyrexie
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Die Plasmakonzentrationen von Ammoniak und Aminosäuren müssen innerhalb der normalen Grenzen gehalten werden.
- Da nur sehr wenige Daten über die Sicherheit von Carglumsäure zur Verfügung stehen, wird die systematische Überwachung der Leber-, Nieren- und Herzfunktion und der hämatologischen Parameter empfohlen.
- Im Falle einer geringen Proteintoleranz kann eine Einschränkung der Proteinaufnahme und Argininergänzung angezeigt sein.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Es wurden keine Wechselwirkungsstudien durchgeführt. [SmPC Carbaglu 200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen]
ANDERE MITTEL FÜR DAS ALIMENTÄRE SYSTEM UND DEN STOFFWECHSEL
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Aminosäuren und Derivate |
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A16AA04
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Enzyme |
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A16AB03
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A16AB04
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A16AB07
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A16AB13
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A16AB08
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Sonstige Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel |
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A16AX18
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A16AX07
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A16AX08
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Trientin
Cuprior®, Cufence®; Syn: TETA, Triethylentetramin
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A16AX12
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A16AX05
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Referenzen
-
Blau, Hoffmann, Leonard and Clarke, Physicians guide to the treatment and follow-up of metabolic diseases., Springer, 2006
-
Recordati Rare Diseases, SmPC Carbaglu (EU/1/02/246/001), www.ema.europa.eu, 09-10-2019
-
Valayannopoulos V. et al, Carglumic acid enhances rapid ammonia detoxification in classical organic acidurias with a favourable risk-benefit profile: a retrospective observational study, Orphanet Journal of rare diseases, 2016, 11, 32
-
Recordati, SmPC Carbaglu 200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (EU/1/02/246/001), 04/2019
Änderungsverzeichnis
- 23 Dezember 2021 14:46: Spezifizierung der Dosierungsempfehlung für Neugeborene
- 10 Juni 2021 11:06: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Bei einem Patienten, der mit Carglumsäure behandelt wurde und bei dem die Dosis bis auf 750 mg/kg/Tag erhöht wurde, traten Intoxikationssymptome auf.
- Symptome: sympathomimetische Reaktion: Tachykardie, starkes Schwitzen, erhöhte Bronchiensekretion, erhöhte Körpertemperatur und Unruhe.
- Diese Symptome verschwanden, nachdem die Dosis reduziert wurde.
[Ref.]